Zu welcher der beiden Gruppen gehörst Du? Zu den rücksichtslosen und arroganten „Zu-Spät-Kommern“, die entweder abgehetzt auf die Minute oder gar zu spät zu jedem Termin kommen? Oder gehörst Du zu den immer Pünktlichen, die kleinlich genau auf die Einhaltung der verabredeten Anfangszeit achten und selber lieber 10 Minuten vor der Zeit da sind?
Natürlich kann es auch pünktlichen Menschen passieren, dass die Bahn zu spät ist, der Stau die Fahrtzeit verlängert oder der Flieger zu spät kommt. Aber chronisches „Zu-Spät-Kommen“ ist für viele ein lästiges Übel. Es wird eben oft als Zeichen fehlenden Respekts interpretiert. Die meisten Leute wollen, dass ihr Meeting pünktlich beginnt. Sie haben volle Terminkalender und möchten genauso pünktlich wieder gehen.
Nur die Wenigsten glauben
, dass jemand, der zu spät kommt, vermutlich ein sehr beschäftigter Mensch sein muss. Vermutlich eher die Zuspätkommenden selbst.Aber es kann auch aus der Beobachterperspektive interessant sein: wie gehen Kunden, Geschäftspartner, Bewerber etc. damit um? Sind sie pünktlich? Sind sie unpünktlich? Wie wird Unpünktlichkeit begründet? Entschuldigt? Darüber hinweg gegangen? Man kann hier viel lernen über die Menschen, die Unternehmen, deren Organisation, deren Unternehmenskultur. Und man kann seine eigenen Schlüsse ziehen und überlegen, wie man mit diesem Wissen im Gespräch ggf. seine eigenen Ziele besser erreicht.
Buch: Never Be Late Again, 7 Cures for the Punctually Challenged
Doch woher kommt der Unterschied? Ist es tatsächlich fehlender Respekt? Sind es Spielchen, die da jemand mit uns spielt?
Eine amerikanische Studie an der San Francisco State University fand heraus, dass wiederholtes Zu-Spät-Kommen nichts mit fehlendem Respekt sondern eher etwas mit persönlichen Charaktereigenschaften zu tun hat. Es ist also komplizierter.
Diana DeLonzor, Autorin der Studie, sagt, dass auf der einen Seite Angst eine Rolle spielt, auf der anderen aber auch der Adrenalin-Kick, etwas auf die letzte Minute bis ins Ziel zu schaffen. Für andere ist es eben besser fürs Ego, alles zu planen und jeden Moment mit Aktivität ausfüllen zu können. Aber auch die chronisch Verspäteten mögen es eigentlich nicht, zu spät dran zu sein. Aber für sie ist es eben schwierig, diese Verhaltensweise zu überwinden.
DeLonzor geht davon aus, dass die meisten Menschen eine Kombination von späten und pünktlichen Gewohnheiten haben, üblicherweise meistens pünktlich, aber mit einem hektischen Spurt in der letzten Minute. Sie hat vier Charaktereigenschaften von chronisch pünktlichen Menschen herausgefunden:
1. Chronisch pünktliche Menschen denken realistisch!
Pünktliche Leute wissen, wie lange etwas dauert. Chronisch Späte unterliegen dem „ magical thinking“. Wenn sie es zum Beispiel vor zehn Jahren einmal geschafft haben
Um realistische Gewohnheiten zu entwickeln, schläg DeLonzor vor, das Zeitgefühl neu zu kalibrieren. Überprüfe Dich selbst. Schreib‘ auf, wie lange Du denkst, dass es morgens dauert zu duschen, fertig zu werden und zur Arbeit zu fahren. Dann schreibe für eine Woche auf, wie lang Du für diese Dinge tatsächlich benötigst. Chronisch späte Leute verschätzen sich oft um 25 bis 30%, sagt DeLonzor.
2. Sie planen Pufferzeiten ein!
Pünktliche Menschen sind meistens zu früh sagt DeLonzor. Zu spät zu sein, stresst sie und sie mögen keine Zeitnot. Zu späte Menschen sind zwar gestresst vom zu-spät-dran sein, aber sie bemühen sich gar nicht erst, früher da zu sein. Sie tendieren dazu, die Dinge auf die Minute zu machen und wenn dann etwas dazwischen kommt, sind sie eben zu spät.
Für ein Meeting um 9.00 Uhr morgens zum Beispiel, würde eine pünktliche Person versuchen, so zwischen 8.45 und 8.50 Uhr da zu sein. Damit ist gleich etwas Zeit für unerwartete Verspätungen durch den Straßenverkehr oder die Parkplatzsuche eingeplant. Vielleicht hat sich die pünktliche Person sogar den Fahrweg bereits online angesehen, die Staumeldungen vor der Abfahrt studiert oder gar den Zielort am Vortag bereits angefahren, um zu wissen, wie man da hinkommt. Um pünktlich zu sein, planen sie früher an zu kommen
3. Sie sind Organisiert!
De Lonzor stellt fest, dass 45% von allem was wir täglich tun, automatisch tun: Unser Leben ist voll von Gewohnheiten. Zum Beispiel die morgendliche Gewohnheit wie wir Zähne putzen, wie wir uns anziehen und wann wir zur Arbeit gehen. Diese Automatisierung ist notwendig. Wenn wir jedes Mal neu überlegen müssten
Die Gewohnheiten pünktlicher Menschen sind hoch strukturiert. Sie analysieren ihre täglichen Aktivitäten, definieren Abläufe und halten sich regelmäßig daran. Chronisch späte Menschen haben diese Strukturen nicht. Anstatt nachzudenken, warum ihre Abläufe und Routinen nicht funktionieren oder beim nächsten Mal etwa anderes auszuprobieren, hoffen sie einfach, dass morgen alles besser wird.
Um pünktlich zu werden
, schlägt De Lonzor vor, mehr Routinen, Abläufe und Strukturen in das eigene Leben zu bringen. Zum Beispiel, alles zu tun, um am Vorabend den kommenden Tag vorzubereiten.4. Sie lassen sich nicht von Stillstandszeiten stressen!
Pünktlich zu sein heißt oft zu einer Verabredung oder einem Meeting zu früh zu kommen. Pünktliche Menschen nutzen die extra fünf oder zehn Minuten als Chance, nochmal die Mails zu checken, Notizen durchzugehen, den Rest des Tages zu organisieren und auch einfach noch in Ruhe einen Kaffee zu genießen.
Chronisch späte Menschen hassen diesen Stillstand. Um besser damit umgehen zu können, schlägt DeLonzor vor, sich etwas mitzubringen, um die Momente ausfüllen und nutzen zu können. Zu wissen, wie man die Zeit dann nutzen kann, wird hier helfen.
Auf welche Seite gehörst Du? Wie schaffst Du es, pünktlich zu sein – zumindest wenn es drauf ankommt?