1. Was besagt das Parkinsonsche Gesetz?
Das Parkinsonsche Gesetz bringt eine Erfahrung auf den Punkt, die viele aus ihrem Berufsalltag nur zu gut kennen:
Arbeit dehnt sich in genau dem Maß aus, wie Zeit für ihre Erledigung zur Verfügung steht.
Mit anderen Worten: Je mehr Zeit wir einer Aufgabe einräumen, desto mehr Zeit wird sie auch beanspruchen – unabhängig davon, wie komplex sie tatsächlich ist. Aufgaben werden nicht zwingend besser, nur weil wir länger an ihnen arbeiten. Häufig werden sie lediglich ausführlicher, umständlicher oder detailverliebter.
Das Gesetz beschreibt damit kein objektives Zeitproblem, sondern ein menschliches Verhaltensmuster im Umgang mit Arbeit, Planung und Prioritäten.
2. Wo kommt das Parkinsonsche gesetz her?
Benannt ist das Parkinsonsche Gesetz nach Cyril Northcote Parkinson (1909–1993), einem britischen Historiker und Publizisten. Er formulierte die Idee erstmals Mitte der 1950er-Jahre in einem Essay für das Magazin The Economist. Später griff er sie in seinem Buch „Parkinson’s Law: The Pursuit of Progress“ auf.
Parkinson beschäftigte sich intensiv mit:
- Bürokratie und Verwaltungsapparaten
- Organisationsstrukturen und Hierarchien
- Ineffizienz in großen Institutionen
Seine Texte waren häufig satirisch zugespitzt, trafen jedoch einen wahren Kern. Viele seiner Beobachtungen wirken heute fast zeitlos – gerade in modernen Wissens- und Projektorganisationen.
3. Was beschreibt das Gesetz konkret?
Das Parkinsonsche Gesetz macht deutlich, dass nicht der tatsächliche Arbeitsaufwand entscheidend ist, sondern der gesetzte Zeitrahmen. Menschen neigen dazu, ihre Arbeitsweise unbewusst an die verfügbare Zeit anzupassen.
Typische Effekte sind:
- Aufgaben werden aufgeschoben, weil „noch genug Zeit ist“
- Entscheidungen werden vertagt oder unnötig abgesichert
- Details werden weiter verfeinert, obwohl sie keinen echten Mehrwert bringen
- Prozesse werden komplizierter als nötig
Die Aufgabe selbst wächst nicht – wohl aber der Aufwand, den wir betreiben, um sie auszufüllen.
4. Was hilft im Umgang mit dem Phänomen?
1. Klare und konkrete Deadlines setzen
Unscharfe Zeitangaben wie „bis Ende des Monats“ laden zur Ausdehnung ein. Ein fester Termin mit Uhrzeit schafft Verbindlichkeit.
2. Aufgaben bewusst klein schneiden
Je klarer der Umfang definiert ist, desto geringer ist die Gefahr, dass sich die Aufgabe verselbstständigt.
3. Mit festen Zeitfenstern arbeiten (Timeboxing)
Statt zu planen, wann etwas fertig sein soll, kann man festlegen, wie lange man daran arbeitet – etwa 60 oder 90 Minuten.
4. Vorab festlegen, was „gut genug“ bedeutet
Wer vor Beginn weiß, wann eine Aufgabe als erledigt gilt, vermeidet endlose Optimierungsschleifen.
5. Zeitliche Knappheit bewusst simulieren
Die Frage „Wie würde ich das angehen, wenn ich nur halb so viel Zeit hätte?“ führt oft zu überraschend klaren Lösungen.
Letztendlich geht es darum, sich bewusster zu machen, was einen im Alltag beeinflusst und dann entsprechend damit umzugehen!
5. Beispiele aus Alltag, Beruf und Organisationen
- Projektarbeit: Ein Projekt mit großzügigem Zeitplan zieht zusätzliche Abstimmungen, Erweiterungen und Detaildiskussionen nach sich – bis der gesamte Zeitraum ausgeschöpft ist.
- Präsentationen: Für eine Präsentation stehen zwei Wochen zur Verfügung. Effektiv gearbeitet wird erst in den letzten Tagen – mit einem Ergebnis, das kaum schlechter ist.
- Schule und Studium: Hausarbeiten oder Referate werden lange „mitgeführt“, aber erst kurz vor der Abgabe ernsthaft bearbeitet.
- Meetings: Ein Termin ist für eine Stunde angesetzt und dauert exakt eine Stunde – selbst wenn die Inhalte deutlich früher geklärt wären.
- E-Mail-Kommunikation: Ohne Zeitdruck werden Nachrichten länger, formeller und komplexer als erforderlich.
- Karriereentscheidungen: Wer sich „irgendwann“ Gedanken über den nächsten Schritt machen will, bleibt oft jahrelang im Status quo.
- Privater Alltag: Aufräumen oder Organisieren nimmt genau so viel Zeit ein, wie man dafür eingeplant hat – es sei denn, es gibt einen festen Anlass.
6. Verwandte Konzepte und Effekte
Das Parkinsonsche Gesetz steht in engem Zusammenhang mit weiteren bekannten Phänomenen:
- Prokrastination: Aufgaben werden trotz besseren Wissens aufgeschoben
- Studentensyndrom: Arbeit beginnt erst kurz vor der Deadline
- Perfektionismus: Unverhältnismäßig hoher Aufwand für minimale Verbesserungen
- Pareto-Prinzip (80/20-Regel): Ein Großteil der Ergebnisse entsteht mit vergleichsweise geringem Aufwand
- Hofstadters Gesetz: Aufgaben dauern länger als geplant – selbst dann, wenn man Verzögerungen einkalkuliert
- Entscheidungsmüdigkeit: Zu viele Optionen und zu viel Zeit erschweren klare Entscheidungen
Fazit
Das Parkinsonsche Gesetz ist kein Vorwurf, sondern eine hilfreiche Beobachtung. Es zeigt, wie stark Zeitrahmen unser Verhalten beeinflussen. Wer sich dessen bewusst ist, kann Arbeit klarer strukturieren, Entscheidungen schneller treffen und Ressourcen gezielter einsetzen – eine Fähigkeit, die für berufliche Entwicklung und persönliche Zufriedenheit gleichermaßen wertvoll ist.
Die Fortsetzung…: Warum Zeit, Arbeit und Organisation selten neutral sind

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