Jeder hat in seinem Leben schon unzählige Absagen und Ablehnungen erhalten. Ob man sich nun für eine interessante Stelle bewirbt, sich für eine ungewöhnliche Berufswahl entscheidet oder eine tolle Idee für ein StartUp hat. Die nehmen Dich doch nie, Du hast Dich doch noch nie für [ungewöhnliche Berufswahl einfügen] interessiert, wenn Deine StartUp-Idee gut wäre, hätte sie schon jemand anderes gehabt.
Erinnert sich noch jemand daran
, wie Microsoft und Nokia gelacht haben, als Apple auf die vollkommen verrückte Idee kam, ein Handy ohne Tastatur auf den Markt zu bringen? Ohne Tastatur! Sowas klappt nie, kann gar nicht klappen. Auch eine Form der Ablehnung. Heute ist es anders: oder erinnert sich noch irgendwer an Nokia? Wollte irgendwer mal ein Microsofthandy haben?Dabei heißt es so oft, dass wir Kreativität brauchen und ein Denken „outside the box“. „Man soll seine Komfort-Zone verlassen!“ Das Blöde ist, dass dieses Denken Regeln und Gesetze in Frage stellt – und das eckt an. Wir Menschen mögen Sicherheit und absehbare Ergebnisse. Wir mögen Kreativität immer dann, wenn die Unsicherheit vorbei ist und klar ist, dass das Kreative tatsächlich klappt. Haben wir übrigens schon immer gewusst!
Andere sind eben besser als Du. Erfolg ist was für andere. Unternehmen gründen? Ja, Bill Gates und Steve Jobs, die können das. Aber DU? Wie unverantwortlich, Deinen sicheren Job für Deine spinnerte Idee aufzugeben. Und was werden die anderen/Nachbarn/Familie/Kollegen sagen?
Ablehnung fühlt sich echt sch…lecht an!
Wie andere Dich wohl gerade wahrnehmen? Du bist nicht in der Lage Deine Ziele zu erreichen. Du kannst es nicht. Du bist nicht interessant/intelligent/talentiert/fähig/[sonstwas] genug. Du bist es nicht wert. Du enttäuschst die Menschen um Dich herum. Oder wie wäre es mit Magenschmerzen oder Kopfschmerzen?
Oder wie wäre es mit etwas Selbstbetrug?
- Senke die Erwartungen! Arbeite daran, dass die anderen Menschen um Dich herum keine hohen Erwartungen an einen Erfolg haben, um so Dein Risiko zu senken. Welche Note ich in der Bachelorarbeit anstrebe? Bestehen reicht mir…
- Nimm das negative Ende bereits vorweg! Ich bewerbe mich, weiß aber schon, dass ich nicht genommen werde.
- Vermeide Absagen einfach! Frag Deinen Chef gar nicht erst nach einer Gehaltserhöhung – dann kann sie gar nicht abgelehnt werden – ganz schön raffiniert!
- Sei übervorsichtig und frage vorher alle, was Sie davon halten und bindest alle mit in die Entscheidung mit ein. Dann sind sie ja irgendwie ein Stück weit mit dran schuld, oder?
Das alles hilft natürlich nicht wirklich und oft ist es auch eher „Fishing for compliments“. „Ich bewerbe mich, weiß aber schon, dass ich nicht genommen werde“. „Ach komm, Du bist doch super qualifiziert, die wären ja blöd wenn sie Dich nicht nähmen.“ Auch schön, die Hoffnung steigt wieder und wenn die Ablehnung dann kommt, tut es umso mehr weh.
Ablehnung tut weh
Ja
, Ablehnung tut weg! Egal, ob man drüber spricht oder nicht. Es tut einfach weh. Kein Wunder, denn im Gehirn passieren beim Empfangen und Verarbeiten von Absagen und Ablehungen die selben Prozesse wie beim Schmerzempfinden. Wir müssen also einen Weg finden, damit umzugehen.Ganz einfach: Absagen und Ablehnungen passieren!
Leider werden wir um Absagen und Ablehnungen im Leben nicht herumkommen. Wenn sich auf eine ausgeschriebene Stelle 30 oder mehr Bewerber bewerben, ist vorprogrammiert, dass es 29 oder mehr Menschen gibt, die eine Absage erhalten werden. Bei StartUps ist es erfahrungsgemäß ähnlich: Nur ein von zehn StartUps hat Erfolg. Die anderen machen irgendwann zu.
Und es gibt jede Menge Geschichten über mehr oder weniger berühmte Menschen und ihre Absagen.
Professor Haushofer
Professor Haushofer ist ein erfolgreicher Mensch. Er hat an angesehenen Hochschulen wie Oxford, Harvard und dem MIT studiert. Er hat zwei Doktortitel, einen in Psychologie und einen in Volkswirtschaftslehre. Weiterhin hat er neun Preise und Stipendien bekommen, bereits über 30 Artikel in angesehen Fachzeitschriften veröffentlicht und einige Forschungsetats erlangt, die teilweise mit Millionenbeträgen dotiert sind. Klingt gut, oder? Professor Haushofer ist ein erfolgreicher Mensch.
Professor Haushofer hat aber auch einen zweiten Lebenslauf veröffentlicht: seinen „CV of failures“, also seinen Lebenslauf des Versagens. Darin beschreibt er, welche Chancen ihm in seiner Karriere versagt wurden: drei fehlgeschlagene Bewerbungen auf Assistenzprofessuren, fünf Ablehnungen zur Aufnahme in Studiengänge, neun verpasste Auszeichnungen und Stipendien, einige Aufsätze, die von den Zeitschriften abgelehnt wurden, neun nicht geförderte Forschungsprojekte und vermutlich noch jede Menge mehr…
J.K. Rowling
Von Frau Rowling ist bekannt, dass sie ihr Harry-Potter-Buch bei 12 Verlagen angeboten hat und jeweils Absagen bekam. Ein Verleger hat das Buch dann seiner Tochter gegeben, die das Buch nicht weglegen konnte, bis es fertig gelesen war. In seinem Verlag ist das Buch dann veröffentlicht worden. Von solch kleinen Dingen kann es abhängig sein, ob ein Buch auf den Markt kommt oder nicht. Auch solche Bücher, die später 100 Millionen Mal verkauft werden.
Frau Rowling muss offenbar eine prima Autorin sein. Allerdings hat sie später ein anderes Buch veröffentlichen wollen und als Autorenname ein Pseudonym gewählt. Sie wollte wegen des Inhalts und nicht wegen ihres Namens genommen werden. Die Rückmeldungen zum Buch waren vernichtend negativ. Auch dieses Buch wurde später ein Bestseller.
All das sind schöne Geschichten rund um Ablehnungen und Absagen. Sie zeigen, wovon ein Erfolg oder ein Nichterfolg eben noch abhängig sind. Eine Absage kann berechtigt sein oder eben auch nicht. Sie sind immer subjektiv! Nichtsdestotrotz werden die Absagen an Frau Rowling und Herrn Haushofer genagt haben.
Stell Dir vor, was passiert wäre, wenn Frau Rowling sich gesagt hätte „Ich versuche es bei 10 Verlagen und wenn keiner von den 10 die Geschichte nimmt, bin ich wohl eine schlechte Autorin und suche mir einen „richtigen Job“? Oder der Verleger keine Tochter gehabt hätte? Vermutlich hätte niemand die Geschichte von Harry Potter je erfahren und niemand hätte je von der Existenz eines Gleises 9 ¾ in der Londoner Kings Cross Station erfahren. Schade, oder?
Es gibt viele Faktoren, viele Variablen in diesem Spiel, viele Abhängigkeiten, die für eine Entscheidung spielen. Kann man überhaupt davon sprechen, dass eine solche Entscheidung richtig oder falsch ist? Wenn jemand abgelehnt wurde, wird man vielleicht gar nie erfahren, wie gut dieser sich geschlagen hätte. Vielleicht muss man nur mit genügend Menschen sprechen, bis irgendwann jemand „Ja“ sagt? Vielleicht muss man den richtigen Moment abpassen? (Wir kommen dazu gleich…)
„Nimms’ nicht persönlich!“ – oder was nicht hilft
Wo Dinge schwierig sind, ist guter Rat nicht weit. Wenn man sich ein bisschen umschaut, findet man viele Ratschläge wie diese hier:
- Nimms’ nicht persönlich! (Doch! Deswegen bin ich ja gerade so down)
- Sei Stark und mach einfach weiter! (Ja, guter Tipp…)
- Du musst wissen, die Intensität Deiner negativen Gefühle ist abhängig vom Grad der Aufmerksamkeit, den Du der Ablehnung einräumst. Deswegen fokussiere Dich auf was anderes. (Als ob das so einfach wäre…)
- Die Ablehnung ist nur ein Zeichen dafür, dass Du gerade Deine Grenzen auslotest und Du dein Leben bis an die Grenzen lebst. Du hast offenbar den Mut, Risiken einzugehen… (Ja, klingt super. Aber ist das so toll, wenn ich mit einer Absage auf eine Bewerbung schon meine Grenzen erreiche?)
- Ablehnung ist ein Zeichen für Lernen und Wachstum. Du entscheidest, ob Du die Erfahrung als Gelegenheit nutzt, Deine aktuellen Verhaltensweisen zu hinterfragen und Du bestimmst, daran zu wachsen und als Mensch besser zu werden. Absagen auf Bewerbungen sollten Dich anregen Deinen Lebenslauf zu überarbeiten und Dich vielleicht in Seminaren weiter zu bilden. Entwickle Dich weiter, lerne! (Na toll, wenn ich diese Interpretation teile, scheine ich ja wirklich so schlecht zu sein, weil die aktuellen Bemühungen reichen offenbar nicht aus.)
- Oder Rechenspiele: Leute, die dich ablehnen, sind in der Minderheit. Du kennst viel mehr Leute, die Dich annehmen und schätzen:
Zähle die Leute, die Dich in den letzen Wochen abgelehnt haben.
Jetzt zähle die Leute, die Dich mögen.
Na, wie wenige Prozent lehnen Dich ab?
Das alles klingt einfach. Aber so einfach ist es nicht. Der Rat „Nimms’ nicht persönlich!“ klingt einfach, aber etwas nicht persönlich zu nehmen, obwohl man es ja irgendwie doch tut, ist eben nicht leicht umzusetzen. Gleichwohl haben diese Punkte natürlich alle auch einen wahren Kern.
Lerne, mit Absagen umzugehen!
Es bleibt also nur, zu lernen, mit Absagen und Ablehnungen umzugehen. Wir müssen Dinge ausprobieren, Ideen spinnen, StartUps gründen, den Job wechseln, uns auf Neues einlassen, Neues lernen, unsere Komfortzone verlassen und hin und wieder mal scheitern. Sonst kommen wir nicht voran.
Buchempfehlung „Rejection Proof“
Über einen interessanten Selbstversuch zum Umgang mit Absagen schrieb Jia Jiang in sein Buch „Rejection Proof“. Das Buch startet mit der Beschreibung einer Situation, in der Jia Jiang vor einem Haus in einer ihm fremden Nachbarschaft steht, klingelt und fragt, ob der Mann, der ihm öffnete, ein Foto von ihm machen würde, wie Jia Jiang im Garten des Mannes Fußball spielt: „Entschuldigen Sie, würden Sie ein Foto von mir machen, wie ich in Ihrem Garten Fußball spiele?“
Jia hat sich in seinem Selbstversuch vorgenommen, sich 100 Situationen auszusetzen, die teilweise lustig, teilweise unsinnig, teilweise anspruchsvoll – und vor allem unterschiedlich sind, um dort Absagen zu sammeln. Wer lässt einen Fremden schon in seinem Garten Fußball spielen und fotografiert ihn dabei? Jia wollte lernen, wie man besser mit einem Nein klar kommen kann, aber eben auch, wie man in diesem Umfeld Erfolg haben kann. Kann man im Angesicht der Gefahr einer Absage überhaupt Erfolg haben? Fußballspielen in dieser Situation ging auf jeden Fall mal klar. Keine Absage!
Das Buch beschreibt sehr inspirierend seine Reise, viele seiner Versuche und vor allem die Überlegungen vor und nach den einzelnen Challenges. Diese gibt es zum großen Teil auch auf YouTube und es ist wirklich erstaunlich, in welchen Situationen er kein „Nein“, sondern entgegen seiner Erwartung ein „Ja“ bekam.
In dem Video nimmt Jia seinen Mut zusammen und fragt den Pförtner in einem Bürogebäude, ob dieser ihm 100 Dollar geben könne. Dieser verneint und fragt noch: „Warum?“. Da Jia aber so aufgeregt war, befand er sich schon auf dem schnellen Rückzug und machte sich bereits auf und davon. Im Nachgang reflektiert er die Situation und bemerkt, dass er nicht nur ein Nein bekam, sondern mit dem „Warum?“ auch ein Angebot für die Fortsetzung des Gesprächs. In der Situation selbst war er zu aufgeregt um das „Warum?“ zu hören und darauf einzugehen. Aber er lernte, dass man dem „Warum?“ größere Bedeutung beimessen muss, um darin liegende Chancen zu nutzen.
Sehr schön auch die Frage, ob die Mitarbeiter einer Firma vielleicht mit ihm den Gangnam-Style tanzen würden (würden sie!) oder er in einer Feuerwache an der Rutschstange runterrutschen dürfte (Ging nicht, hatten keine, dafür gabs eine Besichtigung). Es macht Spaß das eine oder andere Video dazu anzusehen und festzustellen, was alles geht, wenn man nur fragt.
Solche und weitere Erfahrungen gibt’s im Buch Rejection Proof von Jia Jiang, welches ich gerne empfehle. Einige der Punkte habe ich in den folgenden Ausführungen mit verarbeitet.
Absagen und Ablehnung verstehen
Schauen wir uns nun das Thema Absagen und Ablehnung genauer an. Wenn wir Absagen und Ablehnung und das, was während des Prozesses geschieht, besser verstehen, können wir einfacher damit umzugehen.
- Absagen und Ablehnungen kommen vor und müssen vorkommen, wenn zum Beispiel für eine Stelle ein Kandidat gesucht wird und sich aber viele, viele talentierte Menschen bewerben. Manchmal kann es eben nur einen geben.
- Absagen und Ablehnungen sind abhängig davon, ob der andere das, was Du anbietest, benötigt.
- Absagen und Ablehnungen sind abhängig von der Situation, in der sich die Ablehnenden gerade befinden. Gibt es Einflüsse von außen, muss irgendwelchen Regeln entsprochen werden, etc.
- Absagen und Ablehnungen sind abhängig von der Stimmung, von den Gedanken, von den Dingen, die das Gegenüber sonst umgeben, von seiner Historie, von psychologischen Faktoren, kulturellen Differenzen etc.
- Absagen und Ablehnung sind subjektiv. Bei den meisten Dingen gibt es keine objektiv richtige Entscheidung – weder für die Absage noch für deren Akzeptanz!
- Absagen und Ablehnung sind eher die Meinung des Ablehnenden. Diese Meinung wird von zahlreichen Einflussgrößen bestimmt wie von Launen, individuellen Bedürfnissen, den Umständen des Moments, den bisherigen Erfahrungen, von Erziehung, Kultur, Manieren, von den eigenen Einstellungen, ihrer Neugierde, ihrer Risikotoleranz, von der Persönlichkeit der Ablehnenden, ihrer Autoritätshörigkeit und vielen weiteren Dinge.
- Absagen und Ablehnungen haben eine Zahl! Sie sind oft abhängig davon, wie oft man sich eine Absage einkassieren muss, bis es dann doch klappt. Je schwieriger das Unterfangen, umso öfter muss man nur bereit sein, Absagen einzustecken.
- Absagen und Ablehnungen können Dir helfen, den anderen besser zu verstehen und Deine Fähigkeit zur Empathie zu verbessern.
- Absagen und Ablehnungen haben viel mit dem Ablehnenden zu tun und sagen oft mehr aus über ihn als über den Abgelehnten.
In einer Absage oder Ablehnung manifestiert sich ein negatives Urteil eines anderen über Dein Anliegen. Dieses Urteil ist von Natur aus subjektiv! Wir wissen nicht
, wie qualifiziert der andere ist, das Urteil zu treffen, wie gut er gelaunt ist, wie gut er geschlafen hat, wie offen er für neue Ideen ist etc. Aber alles das spielt in die Entscheidung mit ein.So wissen wir beispielsweise, dass Entscheidungen über Bewerbungen nach völlig subjektiven Kriterien getroffen werden. Manche Personaler sagen Bewerbungen mit Tippfehlern gleich und aus Prinzip ab. Inwieweit Tippfehler eine gute Vorhersage ermöglichen für beruflichen Erfolg, ist empirisch allerdings nicht belegt. Jetzt mag das Beispiel eine Ausnahme sein, aber genauso wenig ist empirisch belegt, dass zum Beispiel eine lange Berufserfahrung ein guter Prädiktor für beruflichen Erfolg ist. Viel wichtiger wäre zum Beispiel die Vielfalt von Erfahrungen, die jemand einbringen kann. Allerdings werden solche Bewerbungen oft auch wieder aussortiert, weil die ja so sprunghaft sind und eh nicht lange bleiben… Diese Beispiele zeigen, dass in der Personalauswahl oft völlig ungeeignete Auswahlkriterien verwendet werden. Vielleicht sollte man eine Absage auf eine Bewerbung daher wirklich nicht so schwer nehmen.
Absagen und Ablehnung haben viel mit Dir selbst zu tun!
Nachdem wir nun festgestellt haben, dass Absagen und Ablehnung viel mit dem Ablehnenden zu tun haben, kommen wir nun zur anderen beteiligten Person: zu Dir! Denn von Dir ist abhängig, wie Du die Ablehnung definierst und was Du alles in sie hineininterpretierst. Aus dem zuvor geschriebenen wissen wir, dass diese Interpretationen und Zuschreibungen falsch sein können.
Du solltest das daher gründlich hinterfragen: Ist es möglich, dass Deine eigenen Zuschreibungen falsch sind? Ist es möglich, dass diese eher Deinen Emotionen und Deiner Enttäuschung über die Absage geschuldet sind? Was gibt es für Bestätigungen oder „Beweise“ für Deine Zuschreibungen?
Versuche, ein realistisches Bild zu bekommen. Befrage eventuell vertrauenswürdige Personen in Deinem Umfeld zu ihrer Perspektive. Aber auch hier: Lass Dir nichts einreden! Mach Dir aus der Vielzahl der Rückmeldungen Dein eigenes Bild.
Wie kann man damit umgehen?
- Umdeuten: Steve Jobs, der als Kind adoptiert wurde, hatte zeitweise Schwierigkeiten damit, dass seine Eltern ihn nicht mochten und weggaben. Seine Adoptiveltern sagten ihm damals aber, dass er nicht nur weggegeben wurde, sondern auch, dass sie ihn speziell ausgewählt haben. Also dass er nicht nur abgelehnt, sondern auch ausgewählt wurde. Das ist ein Umschalten in der Perspektive. Ist ihm scheinbar ganz gut gelungen, oder?
- Achtung: Selbsterfüllende Prophezeiung! Wenn Du selbst glaubst, dass Du von anderen immer abgelehnt wirst, wird Dir genau das auch passieren. Du sendest dann unbewusst Signale aus, die andere dazu bringen, Dich abzulehnen. Das wiederum nimmst Du als Bestätigung für Deine falsche Annahme. Bekämpfe selbsterfüllende Prophezeiungen und suche lieber nach Anzeichen für Akzeptanz. Wenn es Dir hilft, schreibe Deine Annahmen über Dich auf. Hinterfrage! Bist Du tatsächlich so?
- Absagen und Ablehnung sind Zeichen für Lernen und persönliches Wachstum. Du entscheidest selbst, ob Du die Erfahrung als Gelegenheit nutzt, Deine aktuellen Verhaltensweisen zu hinterfragen und daran persönlich zu wachsen. Zum Beispiel könnte eine Absage auf eine Bewerbung Dich anregen, Deine Bewerbungsunterlagen zu überprüfen oder aber zum Schluss zu kommen, dass es nicht an den Unterlagen lag, sondern am falschen Unternehmen. Sei dabei selbstkritisch!
- Nimms’ nicht so schwer! (Ja, jetzt endlich der Rat auch an dieser Stelle…) Mache Dir klar, dass Deine Lieblingsmusiker, Schriftsteller, Künstler, Lehrer, Professoren, Personaler, Führungskräfte etc. um Dich herum, alle auch ihre Ablehnungen erhalten haben. Jeder hat diese bekommen und wird sie wieder bekommen, egal wie erfolgreich er momentan ist. Wenn Du abgelehnt wirst, hat das nichts damit zu tun, dass Du wertlos, unfähig und nicht liebenswert bist. Es hat andere Gründe, die mit großer Wahrscheinlichkeit gar nichts mit Dir zu tun haben.
- Humor und Lachen helfen, Schmerzen und Stress zu reduzieren. Lachen, Tanzen und Singen produzieren Endorphine, eine Art Opioid, um nicht nur Schmerz zu bekämpfen sondern auch um uns gut zu fühlen.
- Suche nach den „Hidden Upsides“: Oft verstecken sich in Absagen und Ablehnungen versteckte positive Chancen. Ablehnung kann ein guter Motivator sein, jetzt aber so richtig loszulegen!
Steve Jobs wurde 1985 aus seiner selbst gegründeten Firma Apple geworfen. Danach kaufte er die Pixar Animation Studios von Lucasfilm und machte sie zum damals erfolgreichsten Trickfilmstudio seiner Zeit. Ablehnungen und Absagen können auch motivieren, einen stärker werden zu lassen. (Allerdings auch das Gegenteil. Es kommt drauf an, was man selbst draus macht). Aber die Chancen sind unendlich – das Risiko ist nur: eine Ablehnung! - Mache Dir die bewusst, dass stets das Risiko einer Absage oder Ablehnung besteht. Erkenne an, dass Du abgelehnt werden kannst und erwarte, dass es wehtun kann. Interessanterweise verringert sich das Risiko einer Absage, je öfter man rausgeht und Risiken auf sich nimmt. Das hat damit zu tun, dass Du geübter wirst, einfacher mit Absagen umgehen lernst und damit selbstbewusster auftreten lernst.
- Vergiss Vermeidungsstrategien: Mache Dir bewusst, welche Chancen und Gelegenheiten Du verpassen könntest, wenn Du vor lauter Angst, eine Absage zu bekommen, Dich nicht traust, etwas vorzutragen. Wenn man nicht fragt, kann man keine Absage bekommen. Aber auch keine Gelegenheiten und Chancen. Manchmal lohnt es sich, ein Risiko einzugehen!
1967 rief ein Zwölfjähriger den Chef von Hewlett Packard an und fragte nach Teilen für seinen Frequenzzähler, den er gerade baute. Bill Hewlett gab ihm die Teile – und einen Ferienjob bei HP. Der zwölfjährige hieß Steve Jobs. - Steigere die Chancen, KEINE Absage oder Ablehnung zu bekommen:
- Entscheidungen für oder gegen etwas sind abhängig von einer ganzen Reihe von Einflussfaktoren. Versuche, das zu optimieren. Suche die passende Situation, den passenden Ansprechpartner, die richtige Art zu fragen etc. Es ist wie mit einer Gleichung: Sobald man eine Variable ändert, ändert sich das Ergebnis!
- Erläutere die eigene Motivation für eine Bitte – also Dein eigenes „Warum?“. Das bringt in vielen Fällen mehr Zustimmung. Kümmere Dich also um Dein eigenes „Warum?“.
- Vorsicht beim Argumentieren! Wenn Du etwas von einem anderen willst, ist es oft besser mit dem eigenen „Warum‘“ zu begründen, als mit Argumenten, warum Dein Anliegen für den anderen Vorteile bringen soll. Der nimmt Dir eh nicht ab, dass Deine Motivation vor allen sein Vorteil ist. Wenn Du das aus Deiner Perspektive darlegst, also aus der ICH-Perspektive, ist es einfach authentischer.
- Vorwegnahme von Zweifeln: es kann helfen, mögliche Zweifel des anderen gleich mit einzubauen: „Ich weiß, dass es verrückt ist…“, Ich weiß auch nicht, ob das gelingt, aber ich versuche…“. Das schafft Vertrauen.
- Frage nach dem „Warum“ der Absage oder Ablehnung. Dann kannst Du verstehen, was der Grund für die Ablehnung ist. Meistens hat es Nichts mit Dir als Person zu tun, sondern geschieht aus ganz anderen Gründen. Diese zu kennen macht es einfacher , mit der Enttäuschung und dem Schmerz umzugehen. Nur wenn Du nach dem Warum fragst, kannst Du herausfinden, woran es liegt. Wenn Du das kennst, kannst Du es adressieren.
- Aus dem „Warum“ kannst Du viel lernen über den anderen, findest vielleicht einen alternativen Zugang, bekommst Hinweise, für wen Dein Anliegen sonst interessant sein kann etc. Also setze die Konversation fort und laufe nicht vor lauter Schmerz um die Absage gleich weg. Schau, was nach dem „Nein“ passiert. Vielleicht findet Ihr ja doch noch zusammen. Jedes „Nein“ ist umgeben von einem ganzen Bündel an interessanten Ja’s. Man muss sie nur entdecken.
- Gewinne Menschen, die Dich unterstützen, die ehrliche (und auch negative) Kritik zu Deinen Ideen geben und Dir beim Wachsen helfen.
Der Umgang mit Absagen und Ablehnung ist schwierig, aber man kann lernen, damit besser klar zu kommen. Das Reflektieren von erlebten Situationen für sich selbst oder auch gemeinsam mit Menschen Deines Vertrauens, hilft Dir bei der Entwicklung Deiner eigenen „Resilienz“, Deiner eigenen psychischen Widerstandskraft im Umgang mit Absagen und Ablehnung. Oft ist es auch hilfreich, seine Gedanken dazu schriftlich fest zu halten. Das Aufschreiben (am besten per Hand) kann Dir helfen, Deine Gedanken zu sortieren – es muss ja niemand anderes lesen.
Wie wäre es mit einer eigenen Challenge? 100 Tage – 100 Absagen?
Nimm Dir jeden Tag eine andere Aufgabe vor, um die Angst vor Absagen zu überwinden. Fordere Dich selbst heraus, probiere aus, werde lockerer im Umgang mit Absagen und lerne praktisch ganz viel über Psychologie, Verhandlungsführung und Überzeugungskraft.
Bei Jia Jiang war bei der 43. Challenge schon die Presse dabei und es fiel ihm zusehendes schwerer, überhaupt Absagen zu bekommen. Vielmehr war er erstaunt, was er alles erreichen konnte, je weiter er mit seiner Herausforderung voran kam. Er lernte dadurch, Absagen und Ablehnung besser zu verstehen und vor allem, wie man eher ein Ja als ein Nein bekommt. Heute hält er TED-Talks zu dem Thema.
Na, wie wäre es mit einer eigenen 100-Tage-Challenge? Oder wenigstens ein paar Versuchen? (Wir freuen uns über Berichte!)